Radsport-Weltmeisterschaft in Polen

Die Gehörlosen-Weltmeisterschaft im Radsport fand vom 9. bis 15. September 2024 in Kielce, Polen, statt. Die Wettbewerbe starteten am Montag mit dem Sprintwettkampf, gefolgt von Zeitfahren, Punkterennen und abschließend dem Straßenrennen als Höhepunkt. Die Bahnwettbewerbe wie das Punkterennen wurden mit Straßenrädern auf einem gesperrten Flugfeld ausgetragen.

Der Sprintwettkampf begann mit einem 200-m-Qualifikationssprint, danach wurde Kopf an Kopf auf 1.000 m um den Einzug ins Finale gefahren. Ich gewann im Achtelfinale, schied jedoch im Viertelfinale gegen den späteren Weltmeister aus. Die Qualifikationszeit wurde in die Endwertung aufgenommen, und so belegte ich den 7. Platz. Die deutsche Nationalmannschaft gewann Gold mit Bianca Metz und Silber mit Leon Brunnert.

Nach einem Ruhetag ging es mit dem Zeitfahren weiter. Die Männer fuhren drei Runden, die Frauen zwei. Der Rundkurs bestand aus vier Abschnitten: Direkt nach Start/Ziel ging es bergauf, gefolgt von einer welligen Passage, einer Abfahrt und einem längeren, völlig flachen Abschnitt. Da nur drei Begleitfahrzeuge verfügbar waren und der nächste deutsche Starter zwei Minuten hinter mir lag, startete ich ohne Begleitfahrzeug. In der letzten Runde überholte ich den letzten Starter meines Startblocks und rollte als erster Fahrer über die Ziellinie. Nach dem Zieleinlauf des ersten Männer-Blocks lag ich kurzzeitig auf dem Podium auf Platz 3 und belegte in der Endwertung den 4. Platz. Für Deutschland gewann Bianca Metz Silber und Max Jehle Gold.

Im Punkterennen markierte ich potenzielle Ausreißer in der ersten Sprintwertung, während zwei Teamkollegen für die Punkte sprinteten. Die entscheidende Attacke kam von André Soares aus Portugal, an dessen Hinterrad ich mich heftete. Nach einigen Runden wurde klar, dass wir nicht mehr eingeholt würden. Vor einem Sprint trat ich in einer Kurve jedoch zu früh an, setzte mit dem Pedal auf, und bei dem darauffolgenden Beinahe-Crash sprang leider der Mantel von der Felge, sodass ich auf mein Ersatzrad wechseln musste. Stefan Kneer setzte sich daraufhin aus dem Peloton ab, und gemeinsam kämpften wir um Silber und Bronze. Leon Brunnert und Max Jehle sicherten den Sieg, indem sie jede Attacke aus dem Feld neutralisierten und das Tempo drosselten. Das deutsche Team gewann Silber mit mir sowie Bronze mit Stefan Kneer und Bianca Metz.

Im Straßenrennen konnten wir als deutsches Team unsere Strategie leider nicht wie geplant umsetzen, da die anderen Teams kleiner und/oder schwächer waren und sich daher vollständig auf uns konzentrierten. In der vierten Runde traf ich dann eine taktisch unkluge Entscheidung: Ich schloss für einen Teamkollegen, von dem ich annahm, er sei frischer als ich, eine große Lücke zum Feld. Zurück im Feld konnte ich der nächsten Attacke nicht mehr folgen, musste abreißen lassen und schied mit einem DNF aus. Die deutsche Nationalmannschaft gewann im Straßenrennen zwar keine Medaillen, aber dafür wertvolle Erfahrungen.

Alles in allem sind wir als Team und ich persönlich sehr zufrieden mit unserer Leistung bei der Weltmeisterschaft. Mein persönliches Ziel war es, bis ans körperliche Limit zu gehen und alles auf der Strecke zu lassen, da ich keine genauen Informationen darüber hatte, wie meine Leistung im Verhältnis zu der meiner Konkurrenten stehen würde. Ein weiteres Ziel war es, meinen Beitrag dazu zu leisten, dass wir uns als Nationalteam für die Deaflympics 2025 in Tokio, Japan, qualifizieren. In Bezug auf die erbrachten Leistungen sieht die Situation sehr vielversprechend aus. Nun hängt es vom DGSV und dem BMI ab.